Rom: Grosser Andrang und zu viele Kardinäle
In Rom herrscht noch immer Ausnahmezustand nach der Beerdigung von Papst Franziskus. Und nun kommt raus: Zu viele Kardinäle sind beim Konklave stimmberechtigt.

Die Vorbereitungen für die Papstwahl geraten ins Stocken, da hitzige Debatten über die Zusammensetzung des Wahlgremiums entbrannt sind. Auslöser ist eine Überschreitung der im Kirchenrecht festgelegten Höchstgrenze:
Eigentlich dürfen nur 120 Kardinäle unter 80 Jahren am Konklave teilnehmen. Diese Regelung geht auf Papst Paul VI. und Johannes Paul II. zurück.

Doch Papst Franziskus hat diese Zahl durch zahlreiche Ernennungen auf 135 erhöht.
Zu viele Kardinäle in Rom
Zwar haben zwei Kardinäle aus gesundheitlichen Gründen abgesagt und ein weiterer verzichtete auf sein Wahlrecht. Dennoch bleibt das Gremium mit 132 Teilnehmern deutlich über der Vorgabe.
Rechtlich herrscht laut «Bild» Chaos: Ein angeblich von Franziskus erlassenes Gesetz zur Aufhebung der Obergrenze wurde nie offiziell veröffentlicht.
Italienische Vatikanexperten argumentieren dennoch, alle ernannten Kardinäle unter 80 Jahren seien wahlberechtigt. Und zwar unabhängig davon, ob sie formelle Insignien wie Ring oder Birett bereits erhalten haben.
Der Fall Becciu: Verurteilter Kardinal pocht auf Teilnahme
Besonders umstritten ist die Rolle des ehemaligen Kurienkardinals Angelo Becciu. Er wurde 2023 wegen Betrugs und Unterschlagung kirchlicher Gelder zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt.
Das Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig. Obwohl Franziskus ihn 2020 entmachtete, wurde er nie offiziell vom Wahlrecht ausgeschlossen.

Becciu betont, der Papst habe ihm persönlich die Teilnahme am Konklave gestattet, und beruft sich auf seine Pflicht zur Mitwirkung. Seine Anwesenheit könnte weitere Konflikte schüren, zumal er symbolisch für die Finanzskandale im Vatikan steht.
Tausende verabschieden sich von Papst Franziskus
Unterdessen drängten sich zahlreiche Gläubige heute vor der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom, um sich vom Papst zu verabschieden. Hunderte warteten seit den frühen Morgenstunden, um das nun öffentlich zugängliche Grab des verstorbenen Kirchenoberhaupts zu besuchen.

Die Basilika öffnete am Sonntag um 7 Uhr, wobei das Grab im linken Seitenschiff liegt. Franziskus hatte die Stelle selbst testamentarisch bestimmt.
Der Sarg war bereits am Samstagnachmittag während einer nichtöffentlichen Zeremonie im engsten Kreis beigesetzt worden. Das schlichte Grabmal aus Marmor in Rom trägt lediglich den Namen «Franciscus» und zeigt eine Nachbildung seines charakteristischen silbernen Brustkreuzes.
Basilika hat grosse Bedeutung für den verstorbenen Papst
Papst Franziskus pflegte eine tiefe persönliche Bindung zur Basilika Santa Maria Maggiore in Rom. Vivian Rebello, Beichtvater der Kirhce, schilderte, wie der Papst häufig unangekündigt und diskret vor der Marienikone betete.
Franziskus suchte die Kirche vor und nach Reisen auf, brachte Blumensträusse mit und verharrte stets einige Minuten im stillen Gebet. Anschliessend verschwand er wieder unauffällig, wie «Focus» berichtet.
Sein Wunsch, in dieser Basilika bestattet zu werden, begründete er genau: Der Vatikan sei zwar sein «letzter Arbeitsplatz auf Erden». nicht aber sein «Wohnort für die Ewigkeit».
Rom noch immer im Ausnahmezustand
Die Entscheidung, Franziskus in dieser Kirche aussserhalb der Vatikanmauern zu bestatten hat bereits spürbare Auswirkungen: Geschäfte in der Umgebung in Rom, wie das gegenüberliegende «Café Maggiore», verzeichnen einen starken Besucherandrang.
Die Betreiberin rechnet mit einem dauerhaften Anstieg der Pilgerströme. Dieser werde die Bedeutung der Basilika als spirituelles und touristisches Zentrum Roms weiter festigen.