Schweizer Kantinen setzen jetzt auf Kamera-Kassen
In vielen Mensen und Kantinen kann man inzwischen am Self-Checkout zahlen. Nun kommen neue Kamera-Kassen zum Einsatz, die Missbrauch verhindern sollen.

Das Wichtigste in Kürze
- Self-Checkout-Kassen erobern Uni-Mensen und Kantinen in der Schweiz.
- Diese Selbstbedienungskassen sind zwar praktisch, aber weniger effizient.
- Schweizer Kantinen prüfen den Einsatz von Kamera-Kassen – für die schnellere Abwicklung.
Produkt scannen, Karte zücken, zack und fertig: Self-Checkout-Kassen sind aus Supermärkten kaum mehr wegzudenken.
Und jetzt erobern sie auch Schweizer Kantinen und Uni-Mensen!
Immer mehr Betriebe setzen auf die schnelle Selbstbedienung. Sie versprechen sich kürzere Warteschlangen und mehr Flexibilität.
Die Rückmeldungen? Laut den Betreibern durchweg positiv. Doch ein kleines Aber bleibt: So effizient wie die klassischen bedienten Kassen sind die Automaten offenbar nicht …
Immer mehr Kantinen setzen auf Self-Checkout-Kassen
Die ZFV-Unternehmungen – mit über 200 Betrieben eine der ganz Grossen im Geschäft – nennt zwar keine konkreten Zahlen.
Sprecherin Fabienne Vidailhet stellt gegenüber Nau.ch aber klar: «Wir setzen Self-Checkout-Kassen überall dort ein, wo sie unseren Gästen einen echten Mehrwert bieten.»
Gleichzeitig will man die klassische Variante nicht ganz abschaffen. Vidailhet betont: «Die Gäste können weiterhin frei wählen, ob sie die bediente oder die Self-Checkout-Kasse nutzen möchten.»
Der Mensch bleibt also im Spiel – zumindest fürs Erste.
Konkreter wird Thomas Luethy, Sprecher der Compass Group, die schweizweit 152 Restaurants betreibt: «Der Anteil liegt aktuell bei rund 25 Prozent aller eingesetzten Kassen – Tendenz steigend.»
Bediente Kassen sind «effizienter» als Self-Checkout-Kassen
Auch bei der SV Group (295 Betriebe) zeigt der Trend klar nach oben. «Es sind bereits über 60», verrät Sprecher Dominik Baumann gegenüber Nau.ch.
«Wobei der Grossteil eine Hybridlösung ist. Das heisst, die Kasse kann auch als bediente Kasse umfunktioniert werden während des hektischen Mittagsgeschäfts», so Baumann
In der Zmittag-Rushhour greifen viele Betriebe lieber doch wieder auf die klassische Bedienung zurück. Denn: «Diese haben sich als effizienter erwiesen», sagt Thomas Luethy von der Compass Group.
Mit anderen Worten: Die Mitarbeitenden sind an der Kasse schlicht schneller als die Gäste selbst.

Doch mit der neusten Technik sollen auch Laien schneller bezahlen können – konkret mit sogenannten Kamerakassen. Diese erkennen automatisch, was auf dem Tablett liegt, und verrechnen blitzschnell.
«Eine interessante Alternative zu klassischen Self-Checkout-Kassen», schwärmt Luethy. Und weiter: «Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Missbrauchsrate bei diesem System tendenziell sinkt.»
Es wird also weniger gestohlen, wenn gefilmt wird. Noch steckt das Ganze in der Testphase, doch das Potenzial ist vorhanden.
Kantinenbetreiber: «Missbrauchsrate hängt vom Umfeld ab»
Denn Fakt ist: Beim Selbstbedienen ist Schummeln einfacher. Das weiss jeder, der schon mal «versehentlich» eine Cola «vergessen» hat ...
Luethy bestätigt: «Die Missbrauchsrate hängt stark vom jeweiligen Umfeld ab.» Besonders da, wo viele verschiedene Firmen gemeinsam speisen, sei die Rate höher.
Und ganz generell: «Auch ist die Missbrauchsrate bei Zusatzartikeln generell höher als bei den Basisprodukten.»
Will wohl heissen: Das Menü wird noch eingetippt – der Kaugummi eher nicht.
Auch die SV Group testet gerade ein kamerabasiertes System – bisher allerdings erst in einem Pilotbetrieb.
Bis es so weit ist, setzt man weiter auf hybride Kassen und auf das sogenannte Self-Checking. Dabei wählt der Gast selbst seine Speisen, bezahlt direkt – und zwar ohne Umweg über Personal.
«Anhand der Bestellnummer auf dem Beleg erhält er an der Ausgabe sein Gericht», erklärt Dominik Baumann.
Mensa-Mitarbeiter haben dank Technik mehr Zeit für die Beratung
Und während man vor dem digitalen Kiosk in aller Ruhe stöbern kann, zeigt sich: Die Technik bringt nicht nur Tempo, sondern kann ironischerweise auch den persönlichen Kontakt fördern.
Ein Beispiel: Im Green Kitchen Lab der Universität Zürich komme die Digitalisierung sogar dem Service zugute. «Die digitale Lösung ermöglicht beispielsweise, dass sich das Team verstärkt um die Platzierung und Beratung der Gäste kümmern kann.»
Zudem wurde in dieser Mensa das erste Online-Reservationssystem eingeführt.