US-Bundesstaat verbietet Bücher – ohne sie gelesen zu haben
Im US-Bundesstaat Tennessee wurde eine Reihe von Büchern verboten. Doch scheinbar haben die Verantwortlichen die Bücher noch nicht einmal gelesen.

Das Wichtigste in Kürze
- In Tennessee (USA) wurden zahlreiche Bücher verboten.
- Die Verantwortlichen sollen sich auf eine Bewertungsplattform verlassen haben.
In Rutherford County, Tennessee, steht das Schulamt wegen massiver Buchverbote vor Gericht. Zwei Organisationen haben gemeinsam mit drei betroffenen Familien Klage eingereicht.
Sie werfen dem Schulamt vor, über 145 Bücher aus Schulbibliotheken verbannt zu haben. Und das, ohne diese überhaupt gelesen zu haben!
Stattdessen nutzten sie ein Bewertungssystem der rechtsgerichteten Gruppe «Moms for Liberty» als Grundlage, wie «Pen.org» schreibt.
Betroffen sind vor allem Bücher mit Themen wie Rassismus und LGBTQ+-Sichtbarkeit. Demnach wurden Werke wie «Wicked», «Beloved» und «The Perks of Being a Wallflower» entfernt.
Die Kläger argumentieren, dass dies die Meinungsfreiheit und das Recht auf Bildung der Schüler verletze.
LGBTQ-feindliches Bewertungssystem
Die Buchverbote begannen im Frühjahr 2024. Zunächst reichten einzelne Schulratsmitglieder informelle Anträge ein, wie «WPLN.org» berichtet.
Öffentliche Diskussionen oder Abstimmungen fanden nicht statt. Im September 2024 gaben Mitglieder des Schulamts offen zu, die verbotenen Bücher nicht gelesen zu haben.
Stattdessen verliessen sie sich fast ausschliesslich auf das Bewertungssystem von «Moms for Liberty».

Bücher werden dort als «unangemessen» eingestuft, sobald sie LGBTQ+-Charaktere, gesellschaftliche oder religiöse Kommentare, Schimpfwörter oder Nacktheit enthalten.
Die Klage fordert, die Buchverbote sofort zu stoppen und die entfernten Werke zurückzubringen.