Kanada vor den Wahlen: Zwischen Trump-Drohung und Aufbruch
Kanada wählt am morgigen Montag ein neus Parlament. Die Wahl steht unter dem Einfluss der USA und Trumps Drohung, das Land als 51. Bundesstaat zu annektieren.

Kanada wählt morgen ein neues Parlament. Knapp 30 Millionen Wahlberechtigte sind zur Stimmabgabe aufgerufen.
Dabei wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der regierenden Liberalen Partei (LPC) und der oppositionellen Konservativen Partei (CPC) erwartet. Die Wahl steht im Zeichen der Eskalation zwischen Kanada und den USA:
US-Präsident Donald Trumps Strafzölle und seine umstrittenen Äusserungen zur möglichen Annexion Kanadas dominieren den Wahlkampf.
Justin Trudeau tritt nicht an
Erstmals seit 2015 tritt Ex-Premierminister Justin Trudeau nicht mehr als Kandidat an. Er ist im Januar 2025 nach sinkenden Umfragewerten und innerparteilichem Druck zurückgetreten.

Sein Nachfolger, der ehemalige Notenbankchef Mark Carney, rief vorgezogene Neuwahlen aus, um den durch Trumps Politik ausgelösten Stimmungsumschwung zu nutzen. Anfang des Jahres lagen die Liberalen noch deutlich hinter den Konservativen.
Nun führen sie dank ihrer harten Haltung gegenüber den USA in den Umfragen, wie «Deutschlandfunk» berichtet.
Diese Kandidaten treten bei der Wahl in Kanada an
Der politische Quereinsteiger Mark Carney positioniert sich als besonnener Krisenmanager. Er warnt vor Trumps Übernahmeversuchen und betont die Verteidigung kanadischer Souveränität.

Seine sachliche Art überzeugt besonders Wirtschaftseliten in Schlüsselprovinzen wie Ontario. Der karrierepolitische Hardliner Pierre Poilievre aus Alberta geht für die Konservative ins Rennen.
Er setzt auf markige Parolen wie «Ax the tax» gegen Umweltabgaben und fordert mehr Förderung fossiler Energien. Trotz früher Umfragevorsprünge verliert er an Rückhalt, da seine Nähe zu Trump-Unterstützern wie Elon Musk viele Wähler abschreckt.
Auf diese Themen kommt es an
Die entscheidende Frage für die Wählerinnen und Wähler lautet: Priorisieren sie die Verteidigung gegen Donald Trumps aggressive US-Politik oder die Senkung der Lebenshaltungskosten?
Besonders in den westlichen Provinzen fordern viele laut «Tagesspiegel» einen Kurswechsel nach zehn Jahren liberaler Regierung unter Trudeau. Dort dominiert die Forderung nach einem Ende der Klimapolitik, insbesondere der umstrittenen CO₂-Steuer auf fossile Energieträger.

Die wirtschaftliche Abhängigkeit dieser Regionen von Öl, Gas und längeren Pendelstrecken prägt die politischen Einstellungen. Diese sind teilweise stärker an US-amerikanische Lebensstile angelehnt als an politische Traditionen Ostkanadas.
Die Rolle der US-Zölle
In Grenzregionen wie Windsor (nahe Detroit) zeigt sich die Verwundbarkeit Kanadas durch Trumps Handelsrestriktionen besonders deutlich. Der Automobilsektor, eng mit den USA verflochten, ist existenziell bedroht.
Kritiker wie Professor Peter Frise bemängeln laut «Deutschlandfunk», dass der konservative Spitzenkandidat Pierre Poilievre die Dringlichkeit dieser Krise unterschätze. Sowohl der Carney als auch Poilievre betonen die Notwendigkeit, das Freihandelsabkommen mit den USA rasch neu zu verhandeln.

Beide wollen wirtschaftliche Unsicherheiten mindern. Carney liegt hier bei Buchmachern vorne, Poilievre fehle laut Analysen jedoch die Glaubwürdigkeit im Umgang mit der US-Bedrohung.
Trump bekräftigt seine Drohung
Seit Monaten konfrontiert US-Präsident Donald Trump Kanada mit der Forderung, es als 51. Bundesstaat in die USA einzugliedern. Ungeachtet des laufenden Wahlkampfs hat er diese Position erneut bekräftigt.
«Ich scherze wirklich nicht», erklärte Trump laut «T-Online». Er behaupt, die USA verlören jährlich 200 bis 250 Milliarden US-Dollar durch die Beziehungen zu Kanada.
Trump argumentiert weiter, die USA benötigten weder kanadische Fahrzeuge, Holz noch Energie und könnten sämtliche Produkte eigenständig herstellen. Als einzige Lösung für eine funktionierende Beziehung sieht er die vollständige Eingliederung Kanadas.