Vorschriften zwingen Ärzte zu Einweg-Werkzeugen

Dominik Neuhaus
Dominik Neuhaus

Zürich,

Immer mehr Ärztinnen und Ärzte verwenden zur Behandlung Einweg-Werkzeuge, obwohl sie dies eigentlich gar nicht wollen.

Medizinische Werkzeuge
Medizinische Werkzeuge auf einem Operationstisch. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Immer mehr Arztpraxen verwenden Einweg-Werkzeuge.
  • Die Vorschriften zur Entkeimung werden immer strenger.
  • Medizinerinnen und Mediziner ärgern sich über die grosse Abfallmenge.

Aufgrund immer strengerer Hygienevorschriften kommen im Gesundheitswesen zunehmend Einweg-Werkzeuge zum Einsatz. Pinzetten oder Scheren landen nach einmaligem Gebrauch im Abfall. Medizinerinnen und Mediziner sind verärgert.

Es sei ein «ökologischer Unsinn», sagt die Dermatologin Katrin Baumann gegenüber «Tamedia». «Aber überhöhte Anforderungen verunmöglichen, Mehrweg-Instrumente zu verwenden und wie früher in den ambulanten Praxen zu sterilisieren.»

Eine Berufskollegin Baumanns sagt anonym: Sie «würde das gesamte Wegwerfmaterial den zuständigen Entscheidungsträgern am liebsten in deren Garten entsorgen».

Achtest du darauf, möglichst wenig Abfall zu produzieren?

Die Wegwerfpraxis stösst auch Hausarzt Cornel Wick sauer auf, er erklärt: «Es gibt abgepackte Wundversorgungssets mit Schere, Pinzette, Kompressen, Tupfern und Tüchern. Wenn man davon nur etwas braucht, muss man den Rest ungebraucht wegwerfen.»

Wollen Ärztinnen und Ärzte Medizinprodukte in ihren Praxen selbst entkeimen, müssen sie strenge Leitlinien befolgen. Aufgestellt wurden diese von der schweizerischen Arzneimittelbehörde Swissmedic. Die Vereinigung der Kantonsapothekerinnen und -apotheker hat sie weiterentwickelt.

Gemäss den Vorschriften muss die Sterilisation in einem abgetrennten Raum erfolgen. In diesem wiederum braucht es eine Aufteilung in Zonen für infektiöse, vordesinfizierte und sterile Werkzeuge. Zudem muss der Prozess genau dokumentiert werden.

Spital-Vorschriften gelten auch in Arztpraxen

Wie Dermatologin Katrin Baumann erklärt, wurden die Vorgaben ursprünglich für Spitäler aufgestellt. Dort sei ein solches Verfahren wegen der Keime angebracht, findet sie. Die kantonalen Behörden schreiben die verschärften Hygieneregeln nun aber auch vermehrt in ambulanten Praxen vor.

Die Folge ist, dass es für Ärztinnen und Ärzte teurer ist, Werkzeuge zu entkeimen, als neue zu kaufen. Dies sagt ein Zürcher Zahnarzt gegenüber «Tamedia». In Winterthur sterilisiert nur noch eine von 30 Arztpraxen ihre Werkzeuge selbst, zeigte laut Hausarzt Wick eine Umfrage.

Von den weggeworfenen Werkzeugen wird nur wenig rezykliert. Der grösste Teil wird nach dem Gebrauch in stichfeste Plastikbehälter verpackt. Die Behälter landen dann als medizinischer Sondermüll in der Kehrrichtverbrennung.

Kommentare

User #2519 (nicht angemeldet)

Liebes Nau-Team Diese Meldung kommt viele Jahre zu spät: seit Kreuzfeld-Jakob-Krankheit (Rinderwahn) wurden diese Vorschriften immer strenger… Und übrigens: es handelt sich um Instrumente.

User #4268 (nicht angemeldet)

Die Apotheker haben sehr wohl Ahnung, aber darum geht es ja nicht. Die Apotheker mischen sich nur darum ein dass sie mehr Verdienen& Swissm.macht da mit

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