Weltweite Militärausgaben erreichen neuen Höchststand
2024 sind die Militärausgaben weltweit gestiegen. Es waren 9,4 Prozent mehr als noch im Jahr davor.

Das Wichtigste in Kürze
- Die globalen Militärausgaben haben erneut ein Rekordniveau erreicht.
- Besonders stark war der Anstieg zufolge in Europa und im Nahen Osten.
- Ein Bericht zeigt, dass fast alle europäischen Staaten ihre Militärausgaben 2024 erhöhten.
Die weltweiten Militärausgaben sind 2024 zum zehnten Mal in Folge gestiegen. Rund 2,72 Billionen US-Dollar (etwa 2,25 Billionen Franken) wandten alle Staaten zusammen für das Militär auf. Das teilte das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri in seinem neuen Bericht mit.
Das waren inflationsbereinigt 9,4 Prozent mehr als 2023: der grösste Anstieg von einem aufs nächste Jahr seit dem Ende des Kalten Krieges im Jahr 1991.
Besonders stark war der Anstieg dem Institut zufolge in Europa und im Nahen Osten. Dies könne mit den Kriegen in der Ukraine und im Gazastreifen begründet werden. Sowie dem Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon.
Deutschland bleibt knapp hinter Nato-Zielmarke
Deutschland verbrauchte laut Sipri 88,5 Milliarden Dollar (rund 73,4 Milliarden Franken) für das Militär. Und lag somit zum ersten Mal seit der Wiedervereinigung vor allen anderen Ländern Zentral- und Westeuropas. Weltweit kam die Bundesrepublik auf Platz vier, hinter dem Spitzenreiter USA. Sowie China und Russland auf den Plätzen zwei und drei.

Das 2022 beschlossene Sondervermögen zeigte für die Bundeswehr seine Wirkung. Dies mit einem Anstieg der deutschen Militärausgaben von 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Trotzdem blieb die Bundesrepublik mit 1,9 Prozent knapp hinter dem Nato-Ziel: 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in die Verteidigung zu stecken.
Greenpeace kritisierte die steigenden Militärausgaben Deutschlands. Friedensexperte Thomas Breuer sagte: «Statt dringend in Bildung, Klimaschutz oder soziale Sicherheit zu investieren, verschulden sich Länder wie Deutschland weiter. Um ihre Rüstungshaushalte mit enormen Summen auszubauen.»
Dies führe zu «einer neuen Rüstungsspirale, die Misstrauen zwischen Staaten schafft und damit zu wachsender Unsicherheit führt.»
USA seit Jahren unangefochtene Nummer eins
Der Sipri-Bericht zeigt, dass alle europäischen Staaten – mit Ausnahme von Malta – ihre Militärausgaben 2024 erhöhten. Russland war das Land in Europa, das mit Abstand am meisten für sein Militär ausgab. Mit 149 Milliarden Dollar (knapp 123,7 Milliarden Franken): Das entsprach 7,1 Prozent des russischen BIP.
Die von Russland angegriffene Ukraine verwandte 64,7 Milliarden Dollar (rund 56,7 Mrd. Euro) darauf. Mit 34 Prozent war die Ukraine weltweit das Land, das den grössten Anteil seines BIP für seinen Militärapparat ausgab.
Die USA machten mit 997 Milliarden Dollar (828 Milliarden Franken) 37 Prozent der weltweiten militärischen Aufwendungen aus. Ein erheblicher Anteil des US-Haushalts war dem Bericht zufolge für die Modernisierung der militärischen Fähigkeiten und des US-Atomwaffenarsenals vorgesehen.
China steigerte seine Aufwendungen um sieben Prozent und verzeichnete somit drei Jahrzehnte ununterbrochenen Anstiegs seiner Militärausgaben. Die 314 Milliarden Dollar (etwa 261 Milliarden Franken) gab China laut Bericht unter anderem für den Ausbau seiner Fähigkeiten aus: auf dem Gebiet des Cyberkriegs sowie seines Atomwaffenarsenals.
Bedrohung durch Russland und möglicher Nato-Rückzug der USA
2023 erreichten elf Nato-Mitglieder die Zielmarke des Militärbündnisses. 2024 waren es gemäss der Sipri-Methodik 18 der 32 Nato-Mitglieder.
Der rasche Anstieg der Ausgaben bei den europäischen Nato-Mitgliedern lässt sich mit der andauernden Bedrohung durch Russland erklären. Sowie mit dem möglichen Rückzug der USA aus dem Bündnis, so die Sipri-Forscherin Jade Guiberteau Ricard.
Sie unterstrich, dass eine Erhöhung der Ausgaben nicht unbedingt zu einer grösseren militärischen Leistungsfähigkeit oder Unabhängigkeit von den USA führe. «Das sind weitaus komplexere Aufgaben», sagte die Sipri-Expertin.
Israels Militärausgaben-Anstieg der höchste seit 1967
Im Nahen Osten stiegen die Militärausgaben laut Sipri zwar insgesamt, aber eine markante Erhöhung verzeichneten nur Israel und der Libanon. Israels Ausgaben stiegen demnach mit 65 Prozent so stark wie seit dem Sechstagekrieg 1967 nicht mehr. Und zwar auf 46,5 Milliarden Dollar (knapp 39 Milliarden Franken). Dies hing mit dem andauernden Krieg im Gazastreifen sowie dem eskalierten Konflikt Israels mit der Hisbollah im südlichen Libanon zusammen.
Israels Erzfeind Iran war eines der Länder, dessen Militärausgaben 2024 dem Bericht zufolge sanken. Und das, obwohl der Iran mehrere Gruppen in der Region, wie die Hamas und die Hisbollah, unterstützte. Die dem Land auferlegten Sanktionen führten laut Sipri zu einem Rückgang der Militärausgaben: von 10 Prozent auf 7,9 Milliarden Dollar (knapp 6,5 Milliarden Franken).
Der jährlich erscheinende Sipri-Bericht zu den Militärausgaben in aller Welt gilt als umfassendste Datensammlung dieser Art. Die Friedensforscher stützen sich dabei auf offizielle Regierungsangaben zum Verteidigungshaushalt und auf weitere Quellen und Statistiken.
Deshalb weichen die Zahlen traditionell von den Angaben der Nato und einzelner Länder ab. Zu den Ausgaben zählt Sipri auch Aufwände für Personal, Militärhilfen sowie militärische Forschung und Entwicklung.