Erdogan: Erdbeben in Istanbul nicht für Politik ausnutzen
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat nach Erdbeben in der Millionenmetropole Istanbul davor gewarnt, das Beben für politische Zwecke auszunutzen.

Solche Tage seien nicht dazu da, «Politik zu machen», sondern sich an die «Einheit und Brüderlichkeit» zu erinnern. Er wolle an solch sensiblen Tagen nicht diskutieren und sehe das als «Respektlosigkeit gegenüber dem Volk».«Unser grösster Trost ist, dass wir keine Toten zu beklagen haben.»
Die Opposition wirft der Regierung Erdogans Versäumnisse bei der Stadtentwicklung und mangelnde Sicherheit vor Erdbeben vor. Die wiederum wirft der in der Metropole regierenden grössten Oppositionspartei CHP vor, Fortschritte bei der Erdbebensicherheit zu blockieren.
Laut dem Städteministerium wurden seit Beginn der Erdbeben am Mittwoch rund 1.400 Schadensmeldungen an Gebäuden registriert. Rund 1,5 Millionen Bauten werden demnach im Falle eines starken Erdbebens als «riskant» eingestuft. «Für Istanbul zählt jede Sekunde und die Zeit wird knapp», sagte Minister Murat Kurum.
Mehrere Risiken bei schweren Erdbeben
Nicht nur die Gebäudesubstanz ist ein grosses Risiko in der Metropole, in der ein Beben mit der Stärke über 7 laut vielen Experten seit langem überfällig ist. In der Stadt fehlt es etwa auch an Evakuierungsplanung und -infrastruktur sowie an Aufklärung der Öffentlichkeit. Auch Mängel bei der Bauaufsicht und Korruption sind weit verbreitet. Zudem wurden in der Vergangenheit immer wieder – und nicht nur in Istanbul – tausende illegal errichtete Gebäude nachträglich über Baumamnestien legalisiert.
Bei der Erdbebenserie am Mittwoch registrierte der Katastrophendienst Afad kurz vor 13.00 Uhr Ortszeit das bislang stärkste Beben der Stärke 6,2 mit einem Epizentrum im vor der Stadt gelegenen Marmarameer. Zahlreiche weitere Erdstösse der Stärken 4 bis 5 folgten. Die Türkei liegt in einer der seismisch aktivsten Gegenden der Welt. Mehr als eine Million Gebäude in Istanbul gelten als nicht erdbebensicher.
Etliche Menschen haben die Stadt aus Angst vor einem grossen Beben verlassen. Andere verbrachten die Nacht im Freien oder in ihren Autos.