SLAPSHOT-Interview mit Marco Baumann
Im SLAPSHOT-Interview sagt Marco Baumann, Director Marketing, Sponsoring & Communications bei der SIHF, welche Herausforderungen der Verband zu bewältigen hat.

SLAPSHOT: Welches sind die derzeit grössten Herausforderungen der SIHF im Sport? Wo steht das Schweizer Eishockey?
Marco Baumann: Eishockey zählt traditionell zu den vier Top-Sportarten in der Schweiz und hat in den letzten Jahren nochmals an Bedeutung gewonnen.
Geholfen haben verschiedene Ereignisse: etwa die WM-Silbermedaille der Männer-Nationalmannschaft im letzten Jahr in Prag, die viel Euphorie auslöste, nicht zuletzt im Hinblick auf die Heim-WM 2026.

Ausserdem wurden die letzten zwei Saisons der «Champions Hockey League» von Schweizer Klubs gewonnen: 2023/24 von Genève-Servette HC und 2024/25 von den ZSC Lions. Diese Leistungen unterstreichen das hohe sportliche Eishockeyniveau in der Schweiz.
Auch das Zuschauerinteresse in den Eishockeystadien ist ungebrochen hoch und hat sich in den letzten zwei Jahren sogar noch gesteigert.
Mitverantwortlich für diese positive Entwicklung ist sicher auch die stark verbesserte Stadionsituation mit vielen renovierten und neuen Eishockeystadien wie die Swiss Life Arena in Zürich und die BCF Arena in Fribourg.
Alles trägt dazu bei, dass mittlerweile über ein Drittel der Schweizer Bevölkerung am Eishockeysport interessiert ist.
Zu den zentralen Aufgaben und spannenden Herausforderungen des Verbands zählen die Förderung und Weiterentwicklung des Eishockeysports in der Schweiz – sowohl im Nachwuchs-, Breiten- als auch im Leistungssport. Zudem die Entwicklung von Talenten und die Professionalisierung der Trainerausbildung und des Schiedsrichterwesens. Und nicht zuletzt sind wir für die Nationalteams auf allen Stufen zuständig.

Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt ist die Förderung des Fraueneishockeys. Hier konnten bereits bedeutende Fortschritte erzielt werden – sei es bei der Rekrutierung junger Spielerinnen oder in der Ausbildung von Trainerinnen und Schiedsrichterinnen.
Zudem befassen wir uns mit den zukunftsweisenden Themen Nachhaltigkeit und Infrastruktur, um den Sport langfristig positiv zu gestalten und weiterzuentwickeln.
Eishockey ist ein anspruchsvoller und ressourcenintensiver Sport. Im Vergleich zum Ausland haben wir in der Schweiz mit rund 200 Eisbahnen deutlich weniger Eishockeyinfrastruktur als beispielsweise in Finnland oder Schweden.
Daher erfordert die Ausübung des Sports hierzulande eine besonders gute Planung und effiziente Nutzung der vorhandenen Infrastruktur. Diese vielseitigen Herausforderungen spiegeln die Aufgaben unseres Verbands wider, den Eishockeysport in der Schweiz auf allen Ebenen zu stärken und weiterzuentwickeln.
SLAPSHOT: Eine weitere grosse Herausforderung dürfte sein, die Interessen der seit 2021 eigenständigen National League und der SIHF unter einen Hut zu bringen: Während die National League AG als höchste Schweizer Eishockeyliga primär eigene kommerzielle Interessen verfolgt, muss der Verband die ganzheitliche Entwicklung des Schweizer Eishockeys im Auge behalten.
Die strukturellen Herausforderungen, wie die Entwicklung der zweithöchsten Liga, der SKY Swiss League, führen zu einer anspruchsvollen Dynamik im Verhältnis zur National League.

Unterschiedliche Interessen können dabei zu Spannungen führen und stellen eine Herausforderung für eine optimale Vermarktung dar. Die angestrebte Harmonisierung zwischen der eigenständigen National League und der SIHF bleibt wohl ein komplexes Vorhaben, das kontinuierlichen Dialog und gemeinsame Lösungen erfordert.
Eine enge Zusammenarbeit und ein gemeinsames Verständnis für die Weiterentwicklung des Schweizer Eishockeys sind sicher entscheidend, um die bestmögliche Vermarktung und Förderung des Sports nachhaltig zu gewährleisten.
Wie können beide Seiten ihre Interessen bestmöglich in Einklang bringen, um das Schweizer Eishockey langfristig zu stärken?
Baumann: Die wirtschaftliche Abnabelung der National League vom Verband hat einiges ausgelöst. In diesem Umfeld bleibt die Weiterentwicklung der SKY Swiss League eine wichtige und spannende Aufgabe.
Durch die Aufstockung der National League auf 14 Klubs fehlen in der SKY Swiss League zwei Klubs mit Potenzial. Damit wurde die Kluft zwischen den beiden Ligen bezüglich des sportlichen Niveaus nochmals grösser.
Mittlerweile haben alle Beteiligten erkannt, dass die SKY Swiss League eine zentrale Rolle einnimmt, wenn es darum geht, jungen Eishockeyspielern den Weg an die Spitze zu ermöglichen, wovon letztlich auch die Klubs in der National League profitieren.

Alle scheinen nun erkannt zu haben, dass es nur miteinander gut und vor allem nachhaltig funktioniert. Eine neutrale und unabhängige Studie soll nun Vorschläge für optimale Liga-Strukturen erarbeiten und dabei auch das wirtschaftliche Potenzial der SKY Swiss League analysieren.
SLAPSHOT: Was ist eigentlich aus der Verbandsvermarktung des Mittelkreises in allen National League-Stadien und einer bestimmten Werbefläche auf den NL-Spielertrikots geworden?
Baumann: Diese Marketingrechte hat die National League AG mit ihrer Abspaltung von der SIHF 2021 in die Eigenvermarktung übernommen. Die National League AG vermarktet seither alle Sponsoring- und Media-Rechte der Liga komplett in Eigenregie.
SLAPSHOT: Die Corona-Zeit hat auch dem Schweizer Eishockeyverband geschadet beziehungsweise Sponsoren gekostet.
Hinzu kam der erwähnte Wegfall der National League, wodurch dem Verband viel Geld wegbrach, Berichten zufolge jährlich 3,5 Millionen Franken. Inwieweit ist es dem Verband bis heute gelungen, die sicherlich hohen finanziellen Budgeteinbussen zu kompensieren?
Baumann: Was ich sagen kann, ist, dass durch Corona und den Wegfall der National League unsere Sponsoringerlöse vor drei Jahren um 40 Prozent eingebrochen sind.
Die unsicheren Corona-Jahre führten dazu, dass einige Sponsoren nicht mehr verlängerten, und mit der wirtschaftlichen Verselbstständigung der National League sind zwei grosse Sponsoren der NL gefolgt.
In dieselbe Zeit datiert der Wegfall des ehemaligen Hauptsponsors der Nationalmannschaften. Die Einbussen waren gravierend. Es ist uns aber in den letzten drei Jahren gelungen, unsere Sponsoringerträge wieder markant zu steigern.

Im Bereich der Nationalmannschaften und des Officiating konnten wir einige Partner dazugewinnen und bestehende Partnerschaften sukzessive erweitern. Im Bereich der «SKY Swiss League» und der «PostFinance Women’s League» schafften wir es, zwei Naming-Partnerschaften für diese beiden spannenden Ligen abzuschliessen. Mittlerweile konnten wir Sponsoringeinbussen mehr als ausgleichen.
SLAPSHOT: Wie war die Steigerung möglich?
Baumann: Einerseits haben wir neue Sponsoren gefunden, andererseits bestehende Partnerschaften weiterentwickelt. Werbepräsenzen aus der Hauptpartnerschaft konnten wir erfolgreich zwischenvermarkten.
Besonders wichtig war, den Sponsoringeinbruch rasch zu stoppen und wieder eine Wachstumsphase einzuleiten.
SLAPSHOT: Was vermarktet der Verband noch und mit welcher Strategie?
Baumann: Die SIHF vermarktet grundsätzlich das gesamte Schweizer Eishockey ausser der National League. Konkret heisst das: neun Nationalteams, Männer und Frauen, die «SKY Swiss League», die «MyHockey League» und die «PostFinance Women’s League».

Zudem den National Cup und diverse Events und CSR-Aktivitäten wie zum Beispiel den beliebten «Swiss Ice Hockey Day». In der neuen Vermarktungssituation vermarkten wir unsere Ligen nun einzeln, nicht mehr wie früher gebündelt respektive mit Nutzungsrechten für Hauptplattformen des Verbands.
Bei den medialen Plattformen vermarkten wir die TV- und Streaming-Rechte aller Ligen – ausgenommen der National League – und die Spiele aller Nationalteams. Ausserdem unsere elektronischen Medienplattformen wie die eigene Website und unsere Game-Center-App, bei denen wir ebenfalls Partnerauftritte integrieren können.

SIHF.ch ist die zentrale Onlineplattform für alle Informationen rund ums Schweizer Eishockey, einschliesslich News, Spielplänen und Statistiken. Die SIHF-Game-Center-App ist für alle Nutzer kostenlos und bietet neben Live-Ergebnissen auch Statistiken und Push-Benachrichtigungen für sämtliche Ligen und die Nationalteams.
Die Game-Center-App erzielt pro Saison über 20 Millionen Aufrufe. Auch über die Social-Media-Kanäle Facebook, Instagram, Tiktok, X, Youtube und LinkedIn wollen wir positive Geschichten erzählen und unseren Fans attraktive und mehrwertstiftende Inhalte bieten.
SLAPSHOT: Was ist medial neu dazugekommen?
Baumann: Der Breitensport. Seit 2023 können die Fans der «PostFinance Women’s League» und der «MyHockey League» mehr Eishockey sehen, auch von Spielen des National Cup und der Nachwuchs-Nationalmannschaften.
Der Sport-Streaming-Dienst «Red+» der Ringier Sports AG streamt sämtliche Partien der beiden erstgenannten Eishockeyligen live und zeigt die Highlights der einzelnen Spiele. Auch der National Cup und Spiele der Nachwuchs-Nationalmannschaften werden abgedeckt.

Dazu haben wir einen entsprechenden Kooperationsvertrag über fünf Jahre mit Ringier Sports vereinbart. Darüber hinaus haben wir verschiedene Eventformate beziehungsweise attraktive CSR-Plattformen im Bereich Youth Sports.
Insgesamt verfügen wir also über ein umfangreiches, alle Kanäle abdeckendes Vermarktungsportfolio, mit dem wir gemeinsam mit interessierten Sponsoren spannende Partnerschaften entwickeln können.
SLAPSHOT: Das klingt nach einer insgesamt erheblichen Steigerung der medialen Präsenz des Schweizer Eishockeys.
Baumann: Absolut, und das über alle Kanäle: TV und digital. Hinzu kommt, dass die Nationalmannschaften seit 2022 auch in der «Euro Hockey Tour» EHT im Zirkel der besten europäischen Nationalmannschaften mitspielen.
Somit kommen wir in der Schweiz zu attraktiven Heimspielen – sei es an den «Swiss Ice Hockey Games» oder den Breakout-Games der weiteren Turniere. Die Tour dient als Vorbereitung für die Weltmeisterschaften und bietet Spielern internationale Wettkampferfahrung auf höchstem Niveau.

Auch unser Frauen-Nati-Team ist Teil der seit dieser Saison neuen «Women’s Euro Hockey Tour» WEHT. Für sämtliche Heimspiele unserer Nationalmannschaften konnten wir mit der SRG SSR einen TV-Vertrag bis einschliesslich der Saison 2027/2028 abschliessen, womit alle Spiele im Free-TV gezeigt werden. Das ist natürlich für unsere Sponsoren aufgrund der zusätzlichen TV-Präsenz hochspannend.
SLAPSHOT: Wie hat sich die letztjährige WM-Silbermedaille der Schweizer Nati konkret auf die Sponsoringvermarktung des Verbands ausgewirkt – nicht zuletzt mit Blick auf die Heim-WM 2026? Ist die SIHF ausvermarktet?
Baumann: Wir sind grundsätzlich immer offen für neue Partnerschaften. Unser Sponsoring-Credo lautet: Für jedes Bedürfnis finden wir eine passende Lösung. Der grosse Erfolg an der letztjährigen WM hat zwar nicht unmittelbar zu direkten Sponsoringanfragen geführt.
Dennoch spüren wir ein wachsendes Interesse der Schweizer Wirtschaft am Schweizer Eishockey, besonders an den Nationalteams. Die Kontaktaufnahme und Gespräche mit potenziellen Sponsoren gestalten sich in einigen Fällen sicherlich etwas einfacher.

Sportlicher Erfolg macht auch Sponsoring attraktiver. Den WM-Final haben im Schweizer Fernsehen 1,5 Millionen Zuschauer live mitverfolgt! Die Begeisterung war riesig und wird im Rahmen der Heim-WM 2026 hoffentlich nochmals ansteigen.
SLAPSHOT: Was gibt es Neues im Sponsoring des Eishockeyverbands?
Baumann: Im Sponsoring sind wir immer in Zyklen unterwegs. Beim letzten Zyklus galt es, viele grosse auslaufende Sponsoringverträge zu verlängern. Das ist uns gelungen.
Grosse Abgänge gab es keine, ausser der Zurich Versicherungen, die ihre langjährige Partnerschaft als Hauptpartner aufgrund ihrer strategischen Neuausrichtung im Sponsoring bei uns nicht mehr fortsetzte.
Besonders stolz sind wir auf die langjährige Partnerschaft mit Tissot. Die Schweizer Uhrenmarke hat sich vor bald 30 Jahren als erster Sponsor der Nationalmannschaft engagiert. Nun dürfen wir bei der nächsten Vertragsverlängerung unser gemeinsames 30-Jahre-Jubiläum feiern.

Ebenfalls verlängert haben die langjährigen Official Sponsoren Ford, Swiss International Airlines und die Krankenkasse KPT, die neu auch die Eishockey-Nationalteams der Frauen unterstützen.
Seit letztem Jahr neu als Official Sponsor dabei sind Swiss Life und Localsearch bei allen Nationalteams. Bei den Referee-Partnern durften wir in den letzten zwei Jahren mit Ford, Schulthess Klinik und Elcotherm verlängern.
Der Reifenhersteller Continental und SKY stiegen auf die Saison 2023/2024 als neue Partner ein. Mit SKY fanden wir 2024 sogar einen Partner, der neben der Referee- und Medien-Partnerschaft zusätzlich ab dieser Saison für mindestens drei Jahre als Titelsponsor der «SKY Swiss League» auftritt.
Vorzeitig verlängern konnten wir mit PostFinance. Bis mindestens Ende der Saison 2026/27 wird die höchste Schweizer Fraueneishockeyliga weiter als «PostFinance Women’s League» auftreten.
SLAPSHOT: Wie entwickelt sich die Frauen-Eishockeyliga, und wie gross ist eigentlich der Anteil der lizenzierten Spielerinnen im Schweizer Eishockey?
Baumann: Aktuell gibt es über 2200 lizenzierte Spielerinnen, was einem Anteil von etwas über sieben Prozent entspricht. Dieser wird künftig sicher wachsen. Denn immer mehr National-League-Klubs bekennen sich, neben dem Männerteam auch ein Frauenteam aufzubauen und zu entwickeln.
Speziell die Vertragsverlängerung mit PostFinance setzt hierzu ein wichtiges Zeichen für das gemeinsame Engagement, die Förderung des Fraueneishockeys in der Schweiz weiter voranzutreiben und nachhaltig zu stärken.

Die Partnerschaft erlaubt es, auf die Erfolge der letzten Jahre aufzubauen und neue Initiativen zur Förderung der Spielerinnen und zur Weiterentwicklung der Liga und des Nachwuchses zu lancieren.
So hat PostFinance angekündigt, ab der Saison 2025/26 nur noch Eishockeyvereine direkt zu unterstützen, die sowohl in der National League als auch in der Women’s League ein Team stellen.
Damit setzt das Unternehmen ein klares Zeichen für die Gleich stellung im Eishockey. Das Engagement beinhaltet auch die «Top Scorer»-Präsenz. Wie die männlichen Scorer in der National League werden die besten Scorerinnen der acht Teams in der «PostFinance Women’s League» auch künftig den bekannten gelben Helm und das dazugehörige Flammentrikot tragen.
Der Erlös aus dem Top-Scorer-Konzept kommt somit auch der Nachwuchsförderung im Fraueneishockey zugute. Eine weitere Initiative der Partnerschaft trägt zur Erhöhung der Sichtbarkeit der Women’s League bei, konkret mit dem Aufbau eines eigenen Instagram-Kanals.
SLAPSHOT: Zurück zur Männer-Nati: Gibt es noch freie Sponsoren-Werbeflächen?
Baumann: Ja, wir sind noch auf der Suche nach einem neuen Hauptpartner. Da haben wir noch keinen entsprechenden Ersatz gefunden. Den Ausfall konnten wir in den letzten Saisons durch eine geschickte Einzelvermarktung der freien Werbeflächen auffangen.
SLAPSHOT: Was kostet die Hauptpartnerschaft, und welche Verbandsgegenleistungen stehen im Vordergrund?
Baumann: Das kommt auf die Ausgestaltung des Sponsoringpakets an. Ein Hauptbestandteil davon ist die Präsenz auf dem WM-Helm der Männer-Nationalmannschaft. Diese Präsenz erzielte an der vergangenen WM isoliert betrachtet alleine in der Schweiz einen Werbewert von rund 900'000 Franken.
Der Hauptpartner profitiert von umfassenden Leistungen: Im Vordergrund des Hauptsponsoringpakets stehen verschiedene Elemente, unter anderem die Markenpräsenz durch die Sichtbarkeit seines Logos auf den Trikots aller Nationalteams, Männer und Frauen, inklusive Präsenz auf dem WM-Helm.

Ausserdem verschiedene visuelle Präsenzen bei Spielen, Events und auf digitalen Plattformen. Und natürlich erhält der Hauptsponsor bei allen Länderspielen in der Schweiz Zugang zu exklusiven Hospitality-Plattformen, die einzigartige Erlebnisse für Kunden und Geschäftspartner ermöglichen, wie Einblicke hinter die Kulissen oder VIP-Events.
Wir bieten einem Hauptsponsor durch die hohe Medienpräsenz in TV, Print- und Onlinekanälen eine grosse Reichweite und Zugang zu einer attraktiven Zielgruppe dank der Popularität des Eishockeys in der Schweiz. Die Ausgestaltung der Packages wird dabei immer auf die Bedürfnisse des Partners zugeschnitten.
SLAPSHOT: Die Marke der Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft steht nicht nur für sportliche Höchstleistungen, Dynamik und schnellste Teamsportart, sondern auch für nationale Identität und Stolz.
In den letzten Jahren gab es bekanntlich rechtliche Probleme und heisse Diskussionen bezüglich der Verwendung des Schweizer Wappens auf den Nati-Trikots. Ist die Schweizer Eishockey-Nati nicht Schweiz genug? Wofür steht die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft heute noch?
Baumann: Wie immer für sportliche Höchstleistungen, Dynamik, Präzision und absolute Swissness. Eishockey ist sehr authentisch, bodenständig und im Vergleich zu anderen Grosssportarten nahbarer für die gesamte Bevölkerung.
Daran hat sich nichts geändert – auch nicht die Debatte um die Verwendung des Schweizer Wappens auf den Nati-Trikots. Die auch medial geführten Diskussionen hatten eine Welle der Unterstützung für die Nationalmannschaft zur Folge.
Viele Fans und politische Akteure forderten, dass das Team weiterhin das Schweizer Wappen tragen dürfe, was die emotionale Bindung zur Mannschaft stärkte.

Nach der rechtlichen Klärung um die Nutzung des Schweizer Wappens kam es Mitte November 2024 zu einer Einigung mit dem Institut für Geistiges Eigentum, die es den Nationalteams erlaubt, das Wappen bis Ende 2026 weiterhin zu tragen.
Wie es ab 2027 aussehen wird, ist aus heutiger Sicht noch nicht endgültig geklärt. Die Bestrebungen, das Wappenschutzgesetz zu ändern, haben wir zur Kenntnis genommen.
Wir würden es natürlich sehr begrüssen, wenn alle Sportverbände, die Swiss Olympic angehören, das Schweizer Wappen auf der gesamten Nationalteam-Bekleidung verwenden dürften, zumal Schweizer Nationalmannschaften immer auch Botschafter der Schweiz sind und die Swissness zweifellos ein Kernwert von uns ist.
SLAPSHOT: Sie haben Youth Sports erwähnt. Welche Sponsoringplattformen bietet der Verband in diesem Bereich?
Baumann: Dazu gehören etwa der «Swiss Ice Hockey Day», den wir 2024 zusammen mit unserem Eventpartner Tilsiter umgesetzt haben. Der «Swiss Ice Hockey Day» ist ein jährlicher Anlass, der in der ganzen Schweiz stattfindet und Kindern sowie Jugendlichen die Möglichkeit bietet, die Welt des Eishockeys hautnah zu erleben.
Der Tag richtet sich an Mädchen und Jungen bis 16 Jahre, die entweder bereits Eishockey spielen oder den Sport ausprobieren möchten. Die Teilnehmenden können mit Stars aus der National League, der «SKY Swiss League» und der «PostFinance Women’s League» trainieren, Tipps erhalten und ihre Fähigkeiten verbessern.
Ein weiteres Youth-Sports-Format ist das im letzten September lancierte Nachfolgeprojekt der «PostFinance Trophy»: die «Swiss Ice Hockey School Trophy» – ein nationales Eishockey-Schülerturnier, um den Schülern die Faszination des Eishockeys näherzubringen.
Die Trophy ermöglicht Schülern und Schülerinnen von der ersten bis zur sechsten Klasse einen kostenlosen Zugang zum Eishockey. In der Saison 2024/25 werden insgesamt 20 Qualifikationsturniere in allen Sprachregionen der Schweiz durchgeführt.
Die besten Teams qualifizieren sich für eines der vier Halbfinalturniere. Das grosse Finale wird auf nationaler Ebene ausgetragen und krönt die besten Schulmannschaften der «Swiss Ice Hockey School Trophy».
Ein weiteres Youth-Projekt ist «Hockey goes to School». Damit besuchen wir Kindergärten und Schulen bis zur 2.Klasse. Wir möchten die Kinder ein erstes Mal mit der Sportart Eishockey in Berührung bringen, und, wenn möglich, dafür begeistern.

In Absprache mit den Lehrkräften gestaltet ein ausgebildeter J+S-Trainer aus dem regionalen Eishockeyklub und allenfalls ein Swiss-Ice-Hockey-Instruktor eine Doppellektion im Bereich Sport.
Die Doppellektion enthält einen Einführungsteil im Eishockey sowie Praxisübungen in der Turnhalle, die speziell auf Kinder im Alter von 5 bis 8 Jahren zugeschnitten sind. Wir stellen einen stufengerechten Fun-Park mit vielseitigen und abwechslungsreichen Stationen und dem dazugehörigen Material zur Verfügung.
Damit die Kinder auch auf dem Eis Luft schnuppern können, organisiert der lokale Klub eine gemeinsame Eislektion mit der Schulklasse. Neu ist auch der Speedy Cup dazugekommen.
Dies ist eine sportartenübergreifende Bewegung aller Eissportverbände, die sich zum Ziel gesetzt hat, möglichst viele Schulkinder aufs Eis zu bringen. SIHF beteiligt sich seit dieser Saison erfolgreich am Speedy Cup. Für alle Plattformen im Youth Sports sind wir offen für eine Zusammenarbeit mit interessierten Partnern.
SLAPSHOT: Vom 9. bis 25.Mai 2025 findet die nächste Eishockey-WM statt, in Stockholm, Schweden, und Herning, Dänemark. Inwieweit können Sie den SIHF-Sponsoren an Eishockey-WMs Werberechte anbieten?
Baumann: Die WM-Vermarktung obliegt exklusiv dem langjährigen IIHF-Vermarktungspartner Infront. Wir als Verband haben keine WM-Werberechte, die wir verkaufen dürfen – mit einer Ausnahme: das Helmsponsoring. Davon machte im letzten Jahr Continental Gebrauch.
Anders ist die Regelung bei einer Heim-WM wie 2026. Für die Heim-WM darf das lokale WM-OK insgesamt zehn nationale Official-Partnerpakete unter Berücksichtigung der exklusiven Rechte der internationalen IIHF-Sponsoren verkaufen.
SLAPSHOT: Was ist die Rolle der SIHF an der Heim-WM 2026?
Baumann: Wir sind Teil des lokalen WM-OKs: 50 Prozent SIHF und 50 Prozent Infront. Christian Hofstetter ist General Secretary des «Organising Committee 2026 IIHF Ice Hockey World Championship», das die nationale Vermarktung vorantreibt und diese Weltmeisterschaft organisiert.
Ziel ist es für uns, die Heim-WM als rundum wirtschaftlichen Erfolg zu positionieren und neue Partnerschaften für das Schweizer Eishockey zu generieren. Als Hauptorganisator der WM 2026 ist das WM-OK für die Organisation und Durchführung der Spiele in Zürich und Fribourg verantwortlich.

Hierzu arbeiten wir eng mit lokalen Behörden, Arenabetreibern und Partnern zusammen, um eine reibungslose Durchführung zu gewährleisten. Gemeinsam mit dem OK wollen wir nachhaltige Legacy-Projekte aufgleisen, um auch über die WM hinaus positive Impulse für das Schweizer Eishockey und die Gesellschaft setzen zu können.
Die Vorfreude auf die WM wollen wir mit einer entsprechenden Marketingstrategie steigern, inklusive eines besonderen Augenmerks auf die Fan-Erlebnisse vor Ort. Wir wollen die Heim-WM ganz klar auch als Plattform nutzen, um das Schweizer Eishockey zu stärken und weiterzuentwickeln.
SLAPSHOT: Digitaler Content ist im Sponsoring generell ein Key-Faktor geworden. Wie sieht die Digitalstrategie der SIHF im Sponsoring aus?
Baumann: Die digitale Content-Thematik hat auch in unserem Sponsoring enorm an Bedeutung gewonnen. Wir müssen und wollen unseren Partnern mit unserem eigenen Content-Team attraktive Inhalte liefern.
Unser grosser Vorteil ist, exklusiven Content von den Nationalmannschaften und die Emotionalisierung der Marke liefern zu können. Speziell natürlich im Rahmen von Länderspielen, WMs und weiteren Events, wie etwa des Media Day.
Da produzieren wir spannenden Content in Eigenregie oder in Absprache mit Partnern entsprechend ihren Bedürfnissen und je nach Verfügbarkeiten von speziellen Spielern, wie etwa Schweizer-NHL-Stars.
Die Bewirtschaftung des Contents in Form von Texten, Bildern, Videos und Grafiken über alle relevanten Social-Media-Kanäle und eigene Onlineplattformen gewinnt sowohl bei uns als auch bei den meisten Partnern weiter an Bedeutung.

Unsere digitale Content-Strategie zielt darauf ab, die Sichtbarkeit und Attraktivität des Schweizer Eishockeys über verschiedene digitale Kanäle zu steigern und die Community stärker zu binden.
Mit unserer Content-Strategie werden wir künftig versuchen, kreative Inhalte mit datengetriebenem Management sinnvoll zu kombinieren, um die Marke «Swiss Ice Hockey» nachhaltig zu stärken, neue Zielgruppen anzusprechen und letztlich einen Mehrwert für die Nutzer und Sponsoren zu schaffen.
SLAPSHOT: Wie wird die Digitalstrategie des SIHF weiterentwickelt?
Baumann: Es ist uns ein zentrales Anliegen, unsere Eishockey-Community noch mehr für Eishockey begeistern zu können. Voraussetzung ist, sie besser kennenzulernen und sie zielgerichtet mit den richtigen Angeboten anzusprechen.
Damit stärken wir nicht nur unser Community-Marketing, sondern ermöglichen gleichzeitig unseren Partnern einen Mehrwert – je besser wir unsere Community kennen und ansprechen können, desto bessere Tools und Angebote können wir auch den Sponsoren zur Verfügung stellen.
Zu unseren Hauptprojekten zählt derzeit die Entwicklung einer umfassenden IT-Strategie. Dazu gehört auch unser spezielles Fan-Community-Projekt «Eisgenoss», das wir im März 2024 mit einem Launch-Event in Zürich und über unsere Kommunikationskanäle und mit Blick auf die Heim-WM 2026 lancierten.
Wir wollen uns fit machen für die Zukunft, um unsere Community nachhaltiger aufzubauen und sie zielgerichteter bewirtschaften zu können – wenn möglich in enger Zusammenarbeit mit spannenden Partnerschaften.
SLAPSHOT: Worum geht es beim Fan-Community-Projekt «Eisgenoss», und welche Ziele stehen dabei im Vordergrund?
Baumann: «Eisgenoss» ist ein innovatives Web3-Projekt, das Fans stärker in den Sport einbindet und ihnen ein interaktives Fan-Erlebnis ermöglicht. Mit diesem Projekt verfolgen wir mehrere Ziele: Mit «Eisgenoss» wollen wir das Fan-Engagement steigern, ihnen ermöglichen, den Schweizer Eishockeysport aktiv zu unterstützen und sich stärker mit den Nationalteams zu identifizieren.
«Eisgenoss» bietet exklusive Vorteile, die bis zur WM 2026 schrittweise freigeschaltet werden. Jeder «Eisgenoss» enthält ein Vorkaufsrecht für mindestens ein Ticket eines Spiels der Schweizer Nationalmannschaft an der Heim-WM.
Dank Web3-Technologien schaffen wir eine moderne Plattform, die neue digitale Möglichkeiten wie Blockchain-basierte Interaktionen oder digitale Sammlerstücke, etwa NFTs, integriert. Im Zentrum von «Eisgenoss» steht ein Sammlerstück für Eishockeyfans in Form eines Pucks, erhältlich in limitierten Varianten: 2500 Original-Hartgummi-Pucks für 300 Franken, 200 Stück aus 1 Kilogramm Silber für 3300 Franken, und nur 1 Stück aus 2,25 Kilogramm Gold für 300'000 Franken.
Mit dem Kauf eines «Eisgenoss»-Pucks profitiert der Fan je nach Puck-Variante von attraktiven Leistungen. Dazu gehören etwa Behind-the-Scene-Erlebnisse, Vorkaufsrechte auf WM- und Länderspieltickets, Merchandising-Artikel und Verlosungen von VIP-Tickets und Plätzen für die WM-Reisen.

Der Erlös aus dem Projekt fliesst zweckgebunden in die Nachwuchsförderung. Passend dazu lautet unser Slogan: Support and Unlock Swiss Ice Hockey. Jeder «Eisgenoss»-Puck enthält einen NFC-Chip, der es ermöglicht, den Puck mit einem Smartphone zu verbinden und je nach Variante exklusive Vorteile freizuschalten.
Dazu gehören unter anderem VIP-Zugänge, Meet-&-Greet-Aktionen, Insider-Updates oder «One Day as a Staff Member» und Logenplätze. Damit bieten wir erstmals eine interaktive Fan-Experience der besonderen Art.
Der «Eisgenoss» soll nicht zuletzt zusätzliche Einnahmequellen für den Verband generieren. Das IT-Projekt eisgenoss.ch ist nur ein Bestandteil der erwähnten digitalen Strategie der SIHF und kombiniert technische Innovation mit Fanbindung und finanzieller Nachhaltigkeit.
Idee ist es, die mit dem «Eisgenoss»-Projekt aufgebaute Fan-Community auch nach der WM weiterzuführen und wachsen zu lassen.
SLAPSHOT: Wie gross ist das Interesse am «Eisgenoss»? Wie viele haben Sie schon verkauft?
Baumann: Gross! Mittlerweile haben wir rund 50 Prozent aller «Eisgenoss»-Pucks verkauft. Die einmalige Ausgabe des Gold-«Eisgenoss» ist nach wie vor verfügbar.
Wir freuen uns schon heute enorm auf die Heim-WM im nächsten Jahr und auf die Begeisterung der Schweizer Bevölkerung für den Eishockeysport!