US-Zölle: Economiesuisse in der Kritik für widersprüchliche Haltung
Der Wirtschaftsdachverband fordert gute Beziehungen zur EU. Gleichzeitig habe er im Parlament das Gegenteil bewirkt, kritisiert Kilian Baumann (Grüne).

Das Wichtigste in Kürze
- Kilian Baumann (Grüne) kritisiert die Economiesuisse für deren «merkwürdige Strategie».
- Diese fordert angesichts der US-Zölle gute Beziehungen zur EU.
- Gleichzeitig fördere sie aber die Wahl von konservativen Kräften ins Parlament.
Die der Schweiz durch das Dekret von US-Präsident Donald Trump auferlegten Zölle machen den hiesigen Unternehmen weiterhin zu schaffen. Nicht nur wegen deren Höhe, sondern auch wegen der Ungewissheit: Kann man sie durch geschicktes Verhandeln noch abwenden? Und was unternimmt der Rest der Welt in der Zwischenzeit?
Grünen-Baumann findet Economiesuisse-Strategie «merkwürdig»
Die Reaktion des Bundesrats, vorerst ohne Gegenmassnahmen, sei genau richtig, lässt sich der Chef des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse, Christoph Mäder, zitieren. Und weiter: «Gerade jetzt ist es enorm wichtig, dass wir weiterhin auf gute und stabile Beziehungen mit der EU setzen.»
Das sei eine merkwürdige Strategie, die nicht wirklich funktioniert habe, kritisiert dagegen Biobauer und Nationalrat Kilian Baumann (GPS/BE). Er erinnert an die Kampagne «Perspektive Schweiz», auch «Geld-und-Gülle-Allianz» genannt, die die Wirtschaftsverbände mit dem Bauernverband aufzogen.
1/ Wenn die linke Hand nicht weiss, was die rechte tut: @economiesuisse beförderte mit ihrer #GeldundGülleAllianz bei den letzten Wahlen so viele protektionistische Anti-Europäer und Trump-Freunde ins Parlament wie noch nie.https://t.co/nW8YcjudQO
— Kilian Baumann (@Kilian_Baumann) April 8, 2025
Diese Allianz habe bei den letzten Wahlen konservativen SVPlern geholfen und nicht den liberalen Kräften: «Statt die bürgerlichen Kräfte generell zu stärken, haben sie die antiliberalen Kräfte gestärkt», so Baumann zu Nau.ch. «Darum ist es etwas merkwürdig, wenn der Economiesuisse-Chef findet, man müsse die EU-Kräfte stärken.»
Economiesuisse mit und gegen die SVP
Gleichzeitig betont Economiesuisse-Chef Mäder, man wolle den Weg der Bilateralen weitergehen. Genau dieser aber sei durch die 10-Millionen-Initiative der SVP aber gefährdet. Denn, so Mäder: «Sie verlangt in letzter Instanz die Kündigung der Personenfreizügigkeit.»

Nun aber töne Bauernverbandspräsident Markus Ritter an, bei den nächsten Wahlen die Allianz mit der Wirtschaft fortführen zu wollen: «Dann stärken sie einfach noch einmal die konservativen Kräfte», prognostiziert Baumann.
«Aus Sicht des Bauernverbands ist es natürlich dankbar», denn letztes Mal habe es gut funktioniert. «Es sind wohl so viele Bauern im Parlament wie noch nie. Der weitaus grösste Teil davon in der SVP.» Der gleichen SVP, gegen die die Economiesuisse nun antritt.
Bündnis mit Bauern wird zum Bumerang
Für Kilian Baumann ist darum klar: «Economiesuisse hat sich selbst ins Knie geschossen, indem es protektionistische Leute ins Parlament gespült hat.» Das geht für ihn nicht auf: «Gleichzeitig sagen sie, man müsse sich gegenüber Europa öffnen und den freien Handel fördern.»
Immerhin: Die Wirtschaftsseite habe dann schon gemerkt, dass die Rechnung nicht ganz aufging. Die Frage sei jetzt, ob es 2027 wieder so laufe, wie es Bauern-Chef Markus Ritter gern möchte: «Noch mehr Bauern ins Parlament zu spülen, auch ausserhalb der SVP», so Biobauer Baumann.