Immobilien: Das sind Vor- und Nachteile von Gentrifizierung

Marcel Winter
Marcel Winter

Bern,

Die sogenannte Gentrifizierung wird häufig kritisch gesehen, doch sie kann sich auf mehrfache Weise positiv auf Immobilien und ihren Wert auswirken.

Immobilien
Es gibt Vor- und Nachteile von Gentrifizierung bei Immobilien. - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Verdrängung alteingesessener Einwohner gilt als Hauptnachteil der Gentrifizierung.
  • Eine Aufwertung bestimmter Viertel führt zur Wertsteigerung der eigenen Immobilie.

Ob Gentrifizierung positiv oder negativ betrachtet wird, hängt von mehreren Faktoren ab. Einer der wichtigsten ist die Frage des Immobilienbesitzes.

Wohnen Sie gerne in Ihrer Immobilie?

Was bedeutet Gentrifizierung eigentlich?

Der Begriff der «Gentrification» wurde 1964 von der britischen Soziologin Ruth Glass geprägt. Sie hatte in London beobachtet, wie Arbeiterviertel von wohlhabenderen Menschen der Mittelschicht übernommen wurden.

Diese kauften alten Wohnbestand zu günstigen Preisen, renovierten ihn und verkauften oder vermieteten ihn zu weit höheren Preisen. Ihnen folgten Geschäfte und kulturelle Einrichtungen für wohlhabendere Menschen.

Immobilien
Oft werden dann alte, eher heruntergekommene Immobilien renoviert und zu höheren Mieten angeboten. - Depositphotos

Die alteingesessenen Bewohnerinnen und Bewohner konnten sich die neuen Mieten und die Preise der neuen Geschäfte nicht mehr leisten. Sie wurden aus ihren angestammten, vertrauten Vierteln verdrängt. Ein Vorgang, der sich seither überall in der Welt wiederholte. Auch die Schweiz ist von der Gentrifizierung betroffen.

Gentrifizierung am Beispiel Zürich

In der Schweiz stehen vor allem private Fonds und Pensionskassen hinter der Gentrifizierung. Wie eine Studie zum Wohnungsmarkt in Zürich zeigt, gehörte noch 1990 fast die Hälfte aller Wohnungen natürlichen Personen.

Lediglich 25 Prozent gehören privaten Gesellschaften. 2020 hatten sich die Anteile verschoben. Nur noch 43 Prozent der Immobilien gehörten natürlichen Personen. Dafür 31 Prozent den Gesellschaften.

wohnungen
Wohnen in der Stadt Zürich ist teuer. - keystone

Wenn diese Immobilien erwerben, gehen sie dabei auf eine von zwei Weisen vor: Sie sanieren bestehende Wohnungen umfassend, um sie anschliessend weit teurer neu zu vermieten oder zu verkaufen.

Oder sie reissen sie ganz ab und bauen neue Liegenschaften. Diese ergänzen die sogenannte Neubaugentrifizierung: Bei dieser werden auf alten, ungenutzten Arealen komplett neue Viertel erbaut. In beiden Fällen zieht der neue Wohnraum vor allem wohlhabende Menschen an.

Dies hinterlässt Spuren: In einer Umfrage der Tsüri AG & Verein für Kultur, Gesellschaft und Bildung Zürich mit 10'000 Personen gaben ganze 92 Prozent an, sich wegen der Verdrängungseffekte Sorgen zu machen. Sie fürchten, die ständig steigenden Mieten bald nicht mehr bezahlen zu können. Dadurch gehen alteingesessene Communitys und der gesellschaftliche Zusammenhalt verloren.

Immobilien: Die Vorteile der Gentrifizierung

Die Nachteile überwiegen vor allem für Menschen, die ihre Wohnung oder ihr Haus mieten. Dies ist die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer. Laut dem Bundesamt für Statistik wohnen 58,2 Prozent der Bevölkerung zur Miete. 23,5 Prozent besitzen ein Haus und 12,3 Prozent eine Stockwerkwohnung.

Immobilien
Die Vorteile liegen oft in der Verschönerung der Immobilie, zum Beispiel durch Grünflächen. - Depositphotos

Die glücklichen Besitzerinnen und Besitzer von Immobilien profitieren von der Gentrifizierung des eigenen Viertels: Auch wenn sie die eigene Wohnung nicht renovieren, sehen sie doch die positiven Veränderungen.

Strassenzüge werden aufgewertet, es entstehen mehr Grünflächen und es gibt neue kulturelle Angebote. Eine Aufwertung führt ausserdem dazu, dass mehr Auswärtige in das Quartier kommen und dass die Kriminalität sinkt.

Gentrifizierung führt zum Austausch von Angeboten

Allerdings hat auch dieses Glück einen Haken: Wer bescheiden in der eigenen kleinen Wohnung lebt, kann sich oft keine grossen Ausgaben leisten. Vor allem ältere Menschen legen ausserdem Wert auf vertraute Angebote wie die gemütliche Wirtschaft und den lokalen Bäcker.

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Auch die Mieten für neu gebaute Wohnungen sind oft deutlich höher. - Depositphotos

Werden diese von überteuerten Coffeeshops mit veganen Bowls und Yogastudios verdrängt, sinkt die Lebensqualität. Letztendlich bleibt auch ihnen dann oft keine andere Möglichkeit, als das vertraute Quartier aufzugeben.

Dann wird dorthin gezogen, wo sie sich das Leben noch leisten können. Verkaufen sie dann ihre Immobilien, greifen meist wieder Fonds und Investoren zu: Das Rad der Gentrifizierung dreht sich weiter.

Kommentare

User #6147 (nicht angemeldet)

Der Effekt des 1/3 muss in Stadteigentum sein ist, dass Private durch die linksgrünen Behörden bei Projekten zurück-/hingehalten werden, damit die Stadt nicht noch schlechter dasteht. Nur die Stadt macht nichts und der Mangel wächst weiter.

User #2991 (nicht angemeldet)

Das hat das Stimmvolk so gewollt. Sobald die Heizung aussteigt, muss saniert werden. Fenster, Aussenhülle, Photovoltaik dazu eine CO² neutrale Heizung... Danke an alle die das Energiegesetz angenommen haben, aber das ist eben direkte Demokratie. Damit ist alles gesagt, bitte nicht klagen!

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